Auf der RK II im September 2009 fiel der Startschuss für unser Sozialprojekt in Tansania und ich erinnere mich noch an die Betroffenheit die im Raum war, als ich die Lebensumstände von Teresia und ihren Töchtern schilderte. Umso größerer war eure Motivation, das Geld zusammen zu bekommen, das wir für ein neues Haus für die kleine Familie benötigten. Von euren kreativen Vorschlägen, wie wir das Geld sammeln könnten, war ich sehr begeistert. Für mich hat es sehr viel bedeutet, dass ihr mir und Joyce Sagala von Anfang an Vetrauen geschenkt habt, dieses Projekt durchzuführen.
Nach einem viertel Jahr erhielt ich bereits die überraschende Mitteilung, dass wir schon über die Hälfte des Geldes gesammelt hatten: Ein Zeichen, dass ihr es wirklich ernst meint und die Bemühungen sehr groß waren, dass Teresia und ihre Töchter endlich in Würde leben können.
Auf der Frühjahrs-RK konnte ich euch den erneut gestiegenen Spendenstand präsentieren, zusammen mit einem rührenden Brief von Teresia, die sich für eure Mühe so sehr bedankte. Ein neuer Motivationsschub, der den Spendenstand bis heute um viele Euros mehr ansteigen ließ. Mittlerweile waren wir schon über die benötigte Summe herausgeschossen und das Grübeln fing an, was wir mit dem „überschüssigen“ Geld machen könnten. Letztlich sind so viele Spenden zusammengekommen, die es uns ermöglichen, ein weiteres Haus für eine hilfsbedürftige Familie zu bauen.
Seit dem 1. August dieses Jahres bin ich nun in Tansania und habe die Arbeit mit Joyce in der „Arumeru Women Support Group“ begonnen. Zusammen haben wir Mitte des Monats die Baustelle bei Teresia besichtigt.
Zu dieser Zeit wurde schon zwei Wochen an dem Haus gearbeitet und zu unserem Erstaunen hatten lediglich zwei Handwerker bereits das Fundament und Wände gebaut, dazu die Löcher für Toiletten- und Duschhäuschen schon fast fertig ausgehoben. Teresia konnte ich an diesem Tag leider nicht antreffen, da sie im Dorf unterwegs und nicht zu erreichen war. Die beiden Arbeiter hatten jedoch schon fleißig und schnell gearbeitet, was mich alleine schon sehr beruhigte und natürlich auch freute. Sie deuteten an, dass das Haus bis zu meiner Abreise, bzw. schon Ende September fertig gestellt sein wird.
Am 8. September folgte der zweite Besuch bei Teresia. Dieses Mal konnte ich sie persönlich antreffen. Als wir uns sahen, fielen wir uns gleich in die Arme. Ich war erstaunt, eine ganz „neue“ Teresia wieder zu sehen. Sie sprudelte förmlich voller Lebensenergie und hörte gar nicht mehr auf sich zu bedanken. Vielleicht könnt ihr euch noch an das Foto von ihr vor dem alten Haus erinnern. Auf den aktuellen Fotos kann man ihre Freude und Dankbarkeit aus ihrem Gesicht ablesen.

Am Haus hatte sich auch schon wieder einiges getan. Die Mauern und Wände waren bereits fertig gestellt, sowie das Dusch- und Toilettenhäuschen und sogar die Fenster- und Türrahmen waren schon eingesetzt. Ich hoffe sehr, dass das Bauwerk bis Ende September fertig wird, aber ich wage es zu bezweifeln. Joyce hat mir aber schon versichert, uns Bilder von dem kompletten Haus zuzuschicken.
Hausbau II
Das Schicksal von Upendo Marcus ist ähnlich wie Teresias – jedoch noch extremer. Sie ist 35 Jahre alt und hat drei Kinder: den 14-jährigen Baraka, die 12-jährige Anna und den 8-jährigen Nuru. Im Jahr 2002 starb Upendos Mann an den Folgen von HIV/AIDS. Da er der Hauptverdiener der Familie war und dieses Geld nun wegfiel, konnte sich die junge Mutter die Miete für das damalige Zuhause nicht mehr leisten und war gezwungen auszuziehen. Glücklicherweise überlies ihr ein Bekannter ein Grundstück in Ngiro. Dieses jedoch ohne jeglichen Unterschlupf. So baute Upendo kurzer Hand ihr eigenes bescheidenes Hüttchen aus dickeren Ästen, Steinen und Erde. Zum Schutz vor Unwetter befestigte sie an den Innen- und Außenwänden alte Säcke, Pappe und Wellblechreste.
Ngiro ist eher bekannt als die Gegend der reichen Bewohner Arushas. Man sieht viele Villen, ein großes Shopping-Centre mit Kino, auch eine private Universität befindet sich dort. Die Villenbesitzer ziehen große Mauern um ihre Grundstücke um einerseits vor Einbrechern geschützt zu sein, anderseits schien es mir so, als wollten sie von der Armut, die direkt neben ihnen herrscht, abgeschirmt sein. Eine dieser Mauern wurde Upendo zum Verhängnis. In der Regenzeit wurden die Wassermengen aufgrund der Mauer einer solchen Villa zu einem Fluss und genau auf Upendos Haus geleitet. So wurde ihre Bleibe förmlich überflutet. Zu dem stürtzte ein Teil der Mauer ein – genau auf ihr Haus. Gott sei Dank waren weder ihre Kinder noch sie in der Hütte, sodass niemand zu Schaden kam. Mit ihren Kindern zog sie in ein kleines Zimmer, ein wenig entfernt von der Unglücksstelle. Da sie jedoch wieder die Miete nicht zahlen konnte, war sie gezwungen, in die Baracke zurück zu ziehen, die sie ein bisschen aufrüstete. Dort wohnt sie nun mit ihren beiden Söhnen Baraka und Nuru. Ihre Tochter Anna konnte schon vor längerer Zeit einen Platz in dem Kinderheim „Kikatiti Happy Watoto Home“ erlangen, in dem Joyce als Sozialarbeiterin arbeitet. Dadurch, dass Upendo nur ein kleines Business hat, kann sie lediglich für das tägliche Essen aufkommen. Geld für die Belange der Kinder, z. B. Kleider oder die Schulgebühren, geschweige die Kosten für ein besseres Haus, kann sie keinesfalls aufbringen. Dazu ist Upendo mit dem HI-Virus infiziert und müsste eigentlich regelmäßig Medikamente einnehmen.
Die Hütte hat vielleicht insgesamt eine Fläche von 7 m² – es war mir deshalb kaum möglich Bilder vom Innenleben zu machen. Diese Frau besitzt wirklich fast nichts. Zwei alte, vermoderte Matratzen dienen als Schlafmöglichkeit; darunter hat sie ein paar Holzlatten aneinandergereit, dass sie mit ihren Kindern nicht auf dem kalten Boden schlafen muss.
Ich bin mir sicher, wir teilen die gleiche Meinung, dass diese Frau mit ihren Kindern unbedingt unsere Hilfe benötigt und wir die restlichen Spenden für ein Haus für die kleine Familie aufwenden sollten. Ich lernte Upendo bereits in meiner zweiten Woche in Arusha kennen, als sie ins Büro von Joyce kam und wir über ihre Lebenssituation redeten. Joyce berichtete von dem ersten Hausbauprojekt (das Haus wurde von einer Niederländerin gesponsort) und zeigte ihr das Bild von dem fertigen Haus. Als sie meinte, dass es eventuell möglich wäre, dass sie auch durch Spenden ein solches Zuhause bekommen könnte, fing sie direkt an zu weinen. Natürlich versprachen wir ihr das Haus nicht, dennoch konnte sie von dem Tag an neuen Lebensmut schöpfen und die Hoffnung war wieder da, dass sie aus dieser Misere gerettet werden könnte.
Nun zu unserem Spendenstand: Mittlerweile sind wir bei 12400 Euro angelangt. Die ersten 6000 Euro für Teresias Haus wurden bereits überwiesen. Beim Umrechnen ist mir damals ein kleiner Fehler unterlaufen. Allerdings zu unseren Gunsten. Jedoch sind die Kosten mittlerweile für ein Haus so wie es von dem Architekten vor mehr als einem Jahr berechnet wurde, nicht mehr aktuell. Unterm Strich haben wir trotzdem einen Betrag von ca. 1620 Euro Restspenden (Gebühren für Überweisung schon abgezogen). Davon können wir die Häuser beider Familien zunächst mit Betten ausstatten und noch nötige Küchenutensilien wie Kochtöpfe, Tassen, Teller etc. kaufen. Es gibt ein tolles Unternehmen hier, in dem ehemalige Straßenkinder Möbel anfertigen. Sehr wahrscheinlich würden wir Betten etc. dort herstellen lassen.
Außerdem habe ich mir überlegt, dass wir den beiden Müttern plus weiteren Frauen einen Mikrokredit ermöglichen können. Vom Innenministerium haben wir ja schon 500 Euro für eine kleine Gruppe -Teresia eingeschlossen- erhalten. Die Aktion konnte aber noch nicht gestartet werden, da Teresia die ganze Zeit selbst auf der Baustelle beschäftigt ist (sie versorgt die Arbeiter mit Essen), sie könnte sich nicht auf ihre Arbeit konzentrieren. Upendo verkauft z. B. Tücher und Schals. Mit einem Kredit könnte sie ihr Inventar aufstocken und somit mehr Gewinn erzielen, wovon sie immer wieder neue Ware kaufen kann. Das ist der Gedanke eines Mikrokredites. Joyce hat schon eininge dieser Projekte durchgeführt. Dabei werden die Frauen ein paar Tage lang geschult und bei der Durchführung in Kleingruppen unterteilt.
Mit Joyce habe ich mir überlegt, dass wir zwei Frauengruppen bilden könnten. Theresia wohnt in dem Dorf Maji ya Chai und Upendo in Ngiro. Diese Orte liegen weit auseinander, was das wöchentliche Treffen, bei dem sie Teile ihres Kredites zurück zahlen, schwierig machen würde. Deswegen sind zwei Gruppen vorteilhafter.
Genaueres über die Verwendung der restlichen Spenden werde ich mit der RL besprechen, aber es wird auf jeden Fall in die genannten Dinge fließen.
Zum Ende unseres Sozialprojektes möchte ich mich bei euch herzlich bedanken, dass ihr mir und Joyce so viel Vertrauen geschenkt habt. Ihr habt bewiesen, Verantwortung für Menschen zu übernehmen, denen es nicht so gut geht wie uns und habt euch wirklich richtig ins Zeug geschmissen, dass die Spenden zusammen kommen. Dabei sind wir weit über das Ziel hinausgeschossen – was ich wirklich nicht erwartet hätte und mich umso glücklicher gemacht hat. Wir können echt stolz auf uns sein.
Teresia und Upendo grüßen euch alle sehr. Ich wünschte, ihr hättet die Freude und Dankbarkeit dieser Frauen und ihren Kindern sehen können. Sie danken euch aus tiefstem Herzen – und ich euch auch!!!!

Ein Schlusswort von Teresia: Mungu awabariki sana kwa nguvu zao kwa ajili yangu mimi. Mungu Baba atawakumbuka. Awape maisha marefu na amani. Asanteni sana.
Gott segne euch alle für eure Kraft und den Willen, den ihr für mich aufgewendet habt. Gott unser Vater wird euch nicht vergessen, möge er euch ein langes Leben in Frieden schenken. Vielen Dank.
Salaamu nyingi kutoka Arusha,
Eure Bea |